24h+ Burgenland Extrem Tour

Da war er nun, der erste Versuch heuer endlich die 100-Kilometer-Marke zu knacken. Kurz vorweggenommen, ich habe es geschafft, aber es war ziemlich „extrem“. Viel extremer als ich vermutet hatte! Aber von Anfang an:
Nach einer gemütlichen Anreise am Donnerstag Mittag mit Kerstin von meiner „Internationalen Wandergruppe Deutsch-Österreichische-Freundschaft“, kurz Gruppe DÖF, holten wir uns am Vorabend unser Starterpaket ab und füllten unsere Kohlenhydratspeicher mit Kaiserschmarren auf. Danach ging es zu unserem Apartment wo wir gut zwei Stunden brauchten um unsere Rucksäcke zu packen bzw. deren Inhalte ordentlich zu sortieren.
Zapfenstreich war dann gegen 21:00 Uhr, Tagwache um 03:00 Uhr. Nach einem kurzen Frühstück gingen wir zum Startpunkt beim Gemeindeamt und stellten uns schon mal ziemlich weit vorne auf, da wir Anfangs ein eher höheres Tempo absolvieren wollten.
Beim Start gesellte sich noch Markus, ein Bekannter von Kerstin, zu uns, der uns dann auch die komplette Zeit über begleitete. Um 04:30 Uhr erfolgte dann der Start und eine riesige Menschenmasse von 1718 Personen setzte sich radfahrend, laufend sowie gehend in Bewegung. Am Anfang war es ziemlich unangenehm zu gehen, da sehr wenig Platz um uns herum war, jedoch zog sich die Menschenschlange mit jeden Kilometer nach und nach auseinander. Nach ca. 2,5 Stunden waren wir bereits in Ungarn und konnten kurz darauf unseren ersten Sonnenaufgang bei dieser Tour erleben.
Bei unserer ersten mobilen Versorgungsstation an der es Tee, Milchbrot, Kekse und Bananen gab, fing auf einmal meine linke Ferse leicht zu schmerzen an. Ich schenkte dem eher wenig Beachtung, beschloss aber mir das bei der nächsten Pause näher anzuschauen und vorsorglich eventuell ein Blasenpflaster aufzukleben. Vorsorglich brauchte ich dann nichts mehr zu machen, sondern es war bereits höchste Zeit, da sich bereits eine grosse Blutblase gebildet hatte. Und das nach erst 27 Kilometern! Auch hatte ich bereits am Innenrist beider Füsse Scheuerstellen, welche ich ebenfalls verpflegen musste. Dank Compeed spürte ich die Blase überhaupt nicht mehr. Die Innenriste musste ich nach ca. 12 Kilometer anderes abkleben und war danach die komplette Strecke, zumindest bei den Füssen schmerzfrei unterwegs.
Das Wetter war sonnig und kalt, jedoch bei Tageslicht angenehm zu gehen wenn nicht der elendige Asphalt sowie die monotone Landschaft gewesen wären. Wenigstens ließ sich der Veranstalter als Abwechslung etwas einfallen: Ein Kleinflugzeug, welches eine wehende Nachricht mit dem Tourmotto, „LIVE LOVE MOVE“, hinter sich herzog.
Wir erreichten bereits schon ziemlich lädiert nach 11 Stunden die Stadt Apetlon, welche den Halbzeitpunkt der Strecke markierte und freuten uns auf unsere erste warme Mahlzeit. Zwar waren in der Vorabinformation Würstel angekündigt, insgeheim hofften wir aber auf Kohlenhydrate in Form von Nudeln oder Reis. Denkste! Ich würgte also die Frankfurter-Würstel runter, Kerstin und Markus nahmen nur mit einer Semmel vorlieb, da beide Vegetarier sind. Vermutlich waren nur wir drei mit dieser Verpflegung unzufrieden, da wir einen Vergleich zu anderen Veranstaltungen im letzten Jahr hatten. Die Motivation war am absoluten Tiefpunkt und dies sollte dann leider die Teilnehmerin unserer Runde später zur Aufgabe zwingen.
Bevor wir losgingen zog ich mir noch mitten im Speisesaal die Hosen runter, um meine Oberschenkelmuskulatur mit Pferdebalsam einzureiben, da die Muskeln bereits am abkühlen waren und zu krampfen begannen. Als wir uns wieder auf den Weg machten dämmerte es bereits und wir vertrieben uns die Zeit bis zur nächsten warmen Verpflegungsteile in einem Kaffee im 15 Kilometer entfernten Podersdorf mit Musik aus dem iPhone. Pausen machten wir so gut wie keine mehr, da jedes Stehenbleiben sofort die Muskeln auskühlen ließ was wiederum Kämpfe verursachte.
Nachdem wir uns bei einer Tasse Kaffee aufgewärmt hatten, mussten wir auch schon wieder los, da es zeitlich knapp mit der letzten Verpflegungsstelle wurde, welche um 24:00 Uhr ihre Pforten schliessen würde. Wir haben es dann irgendwie geschafft Punkt Mitternacht in Neusiedl am See anzukommen. Ein herzliches Dankeschön an die dortigen freiwilligen Helfer, welche Mitleid mit uns hatten und uns bis 01:00 unsere Pause gönnten. An der Gerstlsuppe gab es dieses Mal überhaupt nichts auszusetzen. Nahrhaft, wärmend und aufbauend.
Beim Weggehen kam uns noch ein Wiener Names Georg unter, den wir sofort in unsere Gruppe integrierten und die letzten 25 Kilometer mitnahmen. 85 Kilometer waren bis zum jetzigen Zeitpunkt absolviert und jetzt wurde es so richtig kalt. Nicht einmal meine Skifäustlinge schafften es mehr meine Finger bei  -14°C ordentlich zu wärmen.
Bei Kilometer 92 war dann leider für Kerstin Schluß. Sie konnte einfach nicht mehr weiter und gab auf. Wir warteten noch gemeinsam mit ihr auf den Shuttle-Service und zogen dann in der klirrenden Kälte weiter.
Eigentlich konnte ich auch nicht mehr. Mein Körper war total ausgelaugt, alles schmerzte und mir war einfach nur kalt. Der Wille, jedoch, es zu schaffen war grösser als alles andere. Die mentale Stärke, welche ich mir auf meinen Touren angeeignete hatte, konnte ich endlich einmal voll ausschöpfen. Ich war nur mehr wie in Trance unterwegs.
Wo mein hundertster Kilometer war, kann ich nicht sagen. Eigentlich wollte ich am Navigationsgerät einen Screenshot machen, aber ich konnte einfach nicht mehr meine Handschuhe ausziehen.
Es wurde endlich wieder langsam hell und wir konnten den zweiten Sonnenaufgang auf dieser Tour genießen und bereits den Ortsrand von Oggau sehen.
Die letzten Meter durchs Dorf wurden zu einer Art Triumphmarsch und gegen 08:00 Uhr konnte ich endlich als einer von 551 Finishern, im Finisher Room Platz für mein Zielfoto nehmen.
PS: Ein riesiges Lob und Danke an alle Helfer, die stets ein freundliches und aufbauendes Wort für uns übrig hatten.
Statistik:
Gesamtdistanz: 110,11Km
Zeit Gesamt: 27h:29m
Nettogehzeit: 21h:53m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,03Km/h
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Königssee

Heute konnte ich endlich meine schon lange geplante Tour rund um den Königsee in Angriff nehmen. Um 06:30 Uhr startete ich, nach Entrichtung des 5€ Tagestickets, vom öffentlichen Parkplatz der Gemeinde Schönau am Königssee Richtung Kunsteisbobbahn und von dort auf einem schmalen ansteigenden Waldweg zur Kührointalm auf 1420m wo ich um 08:00 Uhr eintraf. Dort genehmigte ich mir erst mal mit Blick auf den Watzmann mein zweites Frühstück mit Kaffee und Mariellenkuchen. Danach ging es über den Rinnkendlsteig, ein Klettersteig mit Holztreppen und Seilsicherungen, hinunter nach St. Bartholomä. Dort empfingen mich um 10:00 Uhr die „Turnschuhtouristen“, welche über den direkten Weg per Schiff über den Königssee anreisten. Ich versuchte so rasch wie möglich dem Trubel zu entrinnen und legte, da es relativ flach dahin ging, an Tempo zu. Danach folgte wieder ein anstrengender Aufstieg, welcher mich am Schrainbachfall vorbei führte. Leider verpasste ich eine Wegabzweigung, musste wieder umdrehen und gut 500 Meter zurück gehen. Trotz Navi konnte ich die Abzweigung nicht finden und daher beschloss ich mein Glück über einen 70 Grad steilen Waldhang. Nach ca. 100 Meter fand ich endlich meinen Weg und setzte meine „Wanderung“ fort. Um 12:00 Uhr erreichte ich endlich den südlichsten Punkt des Königssees. Ich ging jedoch weiter, an der Saletalm vorbei, und machte dann am Ostufer eine kurze Mittagspause. Nun waren es nur mehr gut 8 Kilometer zu gehen, jedoch befand ich mich auf einen alten aufgelassen Steig der seit langer Zeit nicht mehr instand gehalten wird. Es folgten 4 anstrengende, teils lebensgefährliche Stunden. Viele umgestürzte Bäume mussten überwunden werden, teilweise war der Weg auf einmal verschwunden und musste durch Auf- und Abstieg wieder gefunden werden. Kurzum, es war eine ziemliche Tortur, die mich sehr viel Anstrengung kostete und mich über meine Grenzen hinaus wachsen lies. Um 16:45 Uhr, nach 32,2 Kilometer, 1850 Höhenmeter bergauf und einer Nettogehzeit von genau 9 Stunden erreichte ich dann endlich wieder den Parkplatz.

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